ETF-Sparpläne und der Cost-Average-Effekt: Ein starkes Team*

In der vergangenen Woche habe ich dir eine kurze Einführung in die Themen Aktien, Börse und Fonds gegeben. Zur Erinnerung: Aktien sind Anteile an einem Unternehmen, die du an der Börse erwerben kannst. Wenn du Aktien besitzt, bist du eine Art Unternehmer und wirst zumindest indirekt am Unternehmenserfolg (oder Misserfolg) beteiligt. Die Auswahl von Einzelaktien ist nicht einfach und auch mit einem gewissen Risiko verbunden, da du vorher nicht sicher wissen kannst, welche Aktien sich gut entwickeln werden und welche Aktien an Wert verlieren. Es kann daher zur Verringerung des Anlagerisikos sinnvoll sein, seine Investitionen auf viele verschiedene Aktien zu verteilen. Wenn du allerdings nur über eine begrenzte Menge an Kapital verfügst, dann wird es dir nur schwer möglich sein, auf einen Schlag in sehr viele Aktien investieren zu können. Eine mögliche Lösung für dieses Problem könnten Aktienfonds darstellen. Aktienfonds sind Zusammenstellungen von vielen Aktien (in der Regel mehr als 20 pro Fonds), die meistens ein bestimmtes „Thema“ abbilden, wie z.B. Pharmazie, Automotive oder Energieversorger. Grundsätzlich kann dabei zwischen aktiv gemanagten und passiven Aktienfonds unterschieden werden. Während bei aktiv gemanagten Fonds der Fondsmanager regelmäßig die Anlageentscheidungen trifft, sind bei passiven Fonds die Investitionsregeln von Anfang an klar definiert und werden von einer Software umgesetzt. Bei passiven Aktienfonds ist also kein aktiver Fondsmanager mehr notwendig.

ETFs als prominente Form der passiven Aktienfonds

Die derzeit bekannteste Form passiver Aktienfonds sind die sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds). ETFs können – ähnlich wie Einzelaktien – an der Börse ge- und verkauft werden. Das besondere bei ETFs ist, dass sie komplett passiv gestaltet sind. Im Grunde genommen ist es bei ETFs also so, dass nach festgelegten Regeln mehr oder weniger stumpf Aktien gehandelt werden. Am beliebtesten sind dabei ETFs, die ganze Märkte abbilden, z.B. den DAX (Deutscher Aktienindex) oder den Dow Jones (ein bekannter US-Amerikanischer Index). Historisch betrachtet ist es so, dass große Indizes wie der Dow Jones durchschnittlich eine jährliche Rendite von 6%-8% geliefert haben. Wer also nicht über genügend Kapital verfügt, um in sehr viele Einzelaktien zu investieren, der könnte sein Geld auch in einem ETF anlegen und dann an der wirtschaftlichen Entwicklung ganzer Märkte oder Branchen partizipieren.

Wie sollte man es am besten anstellen?

Solltest du dich für eine Investition in ETFs interessieren, dann stehst du aber dennoch vor mehreren schwierigen Entscheidungen. Zunächst einmal gilt es natürlich sich für einen ETF (also meistens für eine Branche oder einen Index) zu entscheiden. Ist diese Entscheidung erst einmal getroffen, musst du dir noch überlegen, wie viel Geld du investieren möchtest. Eventuell steht dir im Moment eine größere Summe z.B. aus einer Erbschaft oder einer Lebensversicherung zur Verfügung. Dann könntest du darüber nachdenken das gesamte Geld auf einen Streich in einen (oder mehrere!?) ETF zu investieren. Ob das jedoch eine kluge Entscheidung wäre, daran scheiden sich die Geister. Es gibt eine Fraktion, die das Geld sofort und vollständig investieren würde und dann gibt es da aber noch diejenigen (mich inbegriffen), die das Geld lieber häppchenweise investieren würden. Wenn man sein Geld in kleineren Portionen über einen längeren Zeitraum investiert, dann verringert man das Risiko, dass man Aktien oder ETFs gerade zu einem Zeitpunkt kauft, an dem die Kurse bereits ein Rekordniveau erreicht haben und zeitnah nicht weiter steigen werden. Investiert man jedoch beispielsweise monatlich oder quartalsweise die Summe X über einen längeren Zeitraum, so relativiert sich dieses Risiko.

Unser guter Freund, der Cost-Average-Effekt

Das gerade beschriebene Phänomen ist in der Finanzbranche als Cost-Average-Effekt bekannt. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass du bei einer konstanten Sparrate von z.B. 100€ pro Monat immer eine unterschiedliche Menge an Aktien erwirbst – je nach aktuellem Kurs an der Börse. Das klingt vielleicht ein wenig abstrakt und etwas schwer zu erfassen, daher habe ich das Ganze einmal für dich skizziert:

Abbildung 1: Kursverlauf und erworbene Wertpapieranteile
Abbildung 1: Kursverlauf und erworbene Wertpapieranteile

 

Abbildung 2: Tabellarische Darstellung der erworbenen Wertpapieranteile
Abbildung 2: Tabellarische Darstellung der erworbenen Wertpapieranteile

 

In dem hier dargestellten Beispiel wird über einen Zeitraum von 8 Monaten jeweils die Summe von 100€ in Aktien investiert. In Abbildung 1 und Abbildung 2 wird dabei deutlich, dass die Anzahl der Anteile, die wir monatlich erwerben können, von der Kursentwicklung abhängig ist. Im ersten Monat – also dem Monat in dem wir mit dem Sparen beginnen – steht der Kurs bei 120€. Wir haben aber nur eine Summe von 100€ für Investitionen zur Verfügung. Wir müssen 100€ also durch 120€ dividieren und erhalten als Resultat den Wert von 0,83. Für unsere eingesetzten 100€ erhalten wir im ersten Monat demnach nur 0,83 Wertpapieranteile. Nun nehmen wir aber an, dass das zugrundeliegende Wertpapier gewissen Kursschwankungen ausgesetzt ist. Das wird insbesondere in Abbildung 1 deutlich. So steht der Kurs im 4. und im 5. Monat jeweils nur bei 12,50€. Bei einem konstanten Kapitaleinsatz von 100€ würde dies bedeuten, dass wir im 4. und 5. Monat jeweils 8 ganze Anteile des Wertpapieres erwerben können. Wir bekommen also plötzlich viel mehr Firmenanteile, als noch im ersten Monat. Hätten wir also die gesamte uns zur Verfügung stehende Summe (in unserem Beispiel 800€) direkt im ersten Monat vollständig investiert, dann hätten wir bei dem angenommenen Kursverlauf ein schlechtes Geschäft gemacht. Stattdessen hätten wir in unserem Beispiel nach 8 Monaten stolze 29,83 Wertpapieranteile im Depot. Angenommen im 8. Monat würde der aktuelle Kurs 75€ betragen, dann ergäbe dies einen Depotwert von 2237,50€ bei einem eingesetztem Kapital von 800€. Das entspräche einem kalkulatorischem Gewinn von 1437,50€. Zugegebenermaßen handelt es sich hier um ein willkürlich gewähltes Beispiel und bei einem anderen Kursverlauf hätten die Resultate auch deutlich anders aussehen können, aber du solltest nun zumindest das Prinzip des Cost-Average-Effektes verstanden haben.

Die Vorteile einer regelmäßigen Spareinlage liegen also auf der Hand:

1. Es gibt ein geringeres Risiko, als bei einer Einmalanlage, weil der Einstiegszeitpunkt weniger wichtig wird.
2. Auch mit kleinen – aber dafür regelmäßigen – Sparraten können beachtliche Erfolge erreicht werden.
3. Schon mit geringem Kapitaleinsatz (meistens ab 25€ pro Monat) kann insbesondere bei ETF-Sparplänen eine breite Streuung erreicht werden.

Es gibt jedoch auch Kritik am Cost-Average-Effekt:

1. Die zukünftige Kursentwicklung ist für jedermann unbekannt und es gibt auch Konstellationen, bei denen der Cost-Average-Effekt wirkungslos bleibt.
2. Sparpläne erfordern sehr viel Disziplin vom Sparer, da das Geld bestenfalls über Jahrzehnte hinweg angespart werden soll.
3. Auch beim Cost-Average-Effekt bleibt natürlich das wertpapierspezifische Risiko bestehen.

Am Ball bleiben lohnt sich

Du siehst, dass der Cost-Average-Effekt Chancen und Risiken bietet. Aus meiner Sicht kann der Cost-Average-Effekt langfristig orientierten Anlegern stark unter die Arme greifen und eine sehr positive Wirkung entfalten. Am besten kann man davon in Kombination mit einem ETF-Sparplan profitieren. Die meisten Depotbanken bieten ihren Kunden die Möglichkeit an, solche Sparpläne einzurichten. Häufig gibt es sogar eine bestimmte Auswahl von ETFs, die kostenlos bespart werden können, d.h. bei einer regelmäßigen Investition in diese ETFs fallen keine Transaktionsgebühren an, was das Ganze noch attraktiver macht. Schon ab 25€ monatlich können viele ETFs bespart werden. Damit könntest du beispielsweise über Jahre hinweg monatlich in den DAX investieren und so von der Entwicklung der Deutschen Wirtschaft profitieren. Ich selbst bespare regelmäßig mehrere ETFs und nutze dafür mein Depot bei der Comdirect. Die Comdirect hat dabei den Vorteil, dass das Depot kostenlos ist und dass es eine Menge von sogenannten Aktions-ETFs gibt, in die kostenlos investiert werden kann. Außerdem gefällt mir sehr gut, dass die Sparpläne sehr flexibel gestaltet werden und monatlich beendet werden können. Wird also einmal das Geld knapp oder dringend für andere Dinge benötigt, dann muss man nicht unbedingt den Sparplan weiter bedienen. Schaut es euch gerne einmal an! Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang natürlich auch unser Depotvergleich


 

2 Gedanken zu „ETF-Sparpläne und der Cost-Average-Effekt: Ein starkes Team*

  1. Uwe Müller Antworten

    Der Cost-Average-Effekt bewirkt bei seitwärts verlaufenden Kursen, dass man zu einem besseren Durchschnittswert kauft. Bei fallenden Kurs erhält man mehr Anteile.
    Jedoch geht man beim Kauf von Aktien oder Fonds von steigenden Kursen aus. In solchen Fällen reduziert der Cost-Average-Effekt den Gewinn. Dies kann man leicht nachrechnen und es gibt zahlreiche Studien die dies an wirklichen Kursen bewies haben.
    Der MSCI World ist seit Auflage 1970 solch ein steigender Index
    Natürlich gibt es den ein oder Zeitpunkt wo man mit dieser Strategie besser gefahren wäre. Dies weiß man aber jedoh erst im Nachhinein.
    Das Verlustrisiko kann man leicht reduzieren indem man nur ein Teil des Geldes Investiert.
    Andernfalls macht das schrittweise Investieren nur Sinn, wenn man das Geld nicht hat und durch Sparen sich das Depo aufbauen will.

    • Dr. Paul Scheffler Autor des BeitragsAntworten

      Hallo Uwe, du hast natürlich Recht damit, dass der Cost-Average-Effekt immer wieder kontrovers diskutiert wird. Einige Experten und auch Studien deuten darauf hin, dass man bei einer einmaligen Investition langfristig höhere Renditen erwirtschaftet. Ich denke trotzdem, dass die Idee hinter dem Cost-Average-Effekt durchaus sinnvoll ist und zumindest etwas „ängstlicheren“ Investoren den Einstieg erleichtert. Schließlich ist das Risiko an einem besonders ungünstigen Punkt mit der Investition zu beginnen, deutlich reduziert. Das kann sich aber entsprechend auch auf die Performance auswirken. Man sollte daher genau einschätzen, welche Art von Investor man ist und wie es um das eigene Mindset steht.

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