Megatrend Mobiles Zahlen: Lohnt sich eine Investition? *

Wenn es um das Thema Aktien und Investments geht, dann wird der Begriff „Megatrend“ leider viel zu oft verwendet. Allzu schnell werden neue Technologien, gesellschaftliche Entwicklungen oder kurzfristige Veränderungen als Megatrend deklariert. Insbesondere (Hobby)Investoren geraten dann schnell in Versuchung, in solche vermeintlich lukrativen Trends zu investieren. Beschäftigt man sich jedoch etwas intensiver mit dem Begriff „Megatrend“, dann wird schnell klar, dass es keine kurzfristigen oder spontanen Entwicklungen sind. Megatrends tauchen also nicht plötzlich auf, sondern sie sind vielmehr längst da in Form von bedeutenden Veränderungen, die schon begonnen haben und voraussichtlich auch noch lange unser Umfeld prägen werden. Bei einem Megatrend reden wir daher von einer Entwicklung, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzieht und dabei auch verschiedene Aspekte unserer Gesellschaft beeinflusst, wie z.B. Politik, Wissenschaft, Technik, Kultur – und natürlich auch Wirtschaft! Heute geht es um verschiedene Megatrends, unter anderem auch mobiles Zahlen.

Welche Megatrends gibt es aktuell?

Aus Investorensicht liegt der Gedanke nahe, sich mit Megatrends als potenzielle Investitionsmöglichkeiten zu beschäftigen. Doch was sind denn nun ganz konkrete Megatrends? Die Antwort, die man auf diese Frage erhält, hängt (wie so oft im Leben) davon ab, wen man fragt. Da wir hier einen Finanzblog betreiben, haben wir uns dazu entschlossen, uns an den fünf wichtigsten Megatrends zu orientieren, die der weltgrößte Vermögensverwalter (BlackRock) definiert hat. Das sind:

1) Technologischer Fortschritt
Die Entwicklung neuer Technologien schreitet unaufhörlich voran. Diese Entwicklung erstreckt sich auf nahezu alle Lebensbereiche, wie z.B. Computer/Software, Gesundheit, Mobilität oder Konnektivität. Schätzungen zufolge wird es beispielsweise bis zum Jahr 2030 125 Milliarden Geräte geben, die mit dem Internet verbunden sind.

2) Demografischer & sozialer Wandel
Weltweit steigt die durchschnittliche Lebenserwartung. Das liegt zum einen am medizinischen Fortschritt und der allgemeinen Verbesserung der Lebensumstände, zum anderen aber auch am wachsenden Gesundheitsbewusstsein der Menschen. Die Folge ist, dass es einen größer werdenden Anteil „älterer“ Menschen gibt. Die Gesellschaft und auch die Wirtschaft werden sich daher zunehmend an den Bedürfnissen der Generation 60+ orientieren.

3) Urbanisierung
Seit einiger Zeit kann beobachtet werden, dass Menschen vermehrt aus ländlichen Regionen in Städte abwandern. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2050 ca. 2/3 der Weltbevölkerung in Städten leben. Metropolregionen durchlaufen dementsprechend einen stetigen Wandel. Insbesondere die zunehmende Vernetzung und der Bedarf an umfassender Mobilität stellt die Städte dabei vor Herausforderungen.

4) Klimawandel & Ressourcenknappheit
Vielerorts hat sich in den letzten Jahren das Klima dramatisch verändert. Vom Abschmelzen der Polkappen bis hin zu historischen Hitzewellen in Europa, führt der Klimawandel zu neuen Rahmenbedingungen für Mensch und Natur. Mit zunehmender Bildung und Wohlstand, rücken daher auch vermehrt umweltpolitische Überlegungen in den Vordergrund. Bei vielen Menschen setzt aktuell ein Umdenken ein, was sich in höherer Nachfrage z.B. nach regenerativen Energien, sauberer Mobilität oder Lebensmitteln aus ökologischem Anbau widerspiegelt.

5) Wachsender Wohlstand in Schwellenländern
Die meisten großen Konzerne in den etablierten Industrienationen setzen bereits heute auf komplexe und globale Wertschöpfungsketten. Als Folge dieser Geschäftspraktiken, haben auch die sogenannten „Schwellenländer“ in den letzten Jahren einen signifikanten wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Das hat auch dazu geführt, dass nicht mehr nur „einfache“ Tätigkeiten in „Niedriglohnländern“ durchgeführt werden. Durch Technologie Transfers ist in den besagten Ländern auch sehr viel Wissen aufgebaut worden. Bei den aktuellen Wachstumsraten gehen Schätzungen davon aus, dass 2050 sechs der größten sieben Industrienationen heute noch „Schwellenländer“ sind.

Mobiles Bezahlen als Megatrend aus dem Bereich Technischer Fortschritt

Die gerade beschriebenen Kategorien von Megatrends beinhalten jeweils eine Vielzahl von relevanten Entwicklungen und Sub-Kategorien. Wir möchten heute beispielhaft das Thema „Mobile Payment“ beleuchten. Das mobile Zahlen lässt sich am besten in den Themenbereich „Technischer Fortschritt“ einordnen. Digitaler Zahlungsverkehr ist freilich keine Erfindung der jüngeren Vergangenheit. In Europa wurde spätestens Ender der 70er Jahre das Zeitalter des digitalen Bezahlens eingeläutet, als die EC-Karte mit einem Magnetstreifen und einem PIN versehen wurde. Kurze Zeit später wurde dann auch das bargeldlose Zahlen mit der EC-Karte möglich. Nun musste kein Bargeld mehr über längere Strecken mit sich geführt werden, da es bequem am Automaten abgehoben oder aber in Geschäften elektronisch bezahlt werden konnte. Seit den frühen 2000er Jahren (und der Verbreitung des privaten Internets) befindet sich zudem das Online Banking auf dem Vormarsch. Immer weniger Kunden suchen seitdem Bankfilialen auf und erledigen stattdessen ihre Bankgeschäfte bequem von zu Hause aus. Als besonders fortschrittlich (ja nahezu revolutionär) empfinde ich jedoch die Verknüpfung von digitalem Zahlungsverkehr und dem mobilen Internet. In der heutigen hochvernetzten Welt, muss ein Kunde noch nicht einmal mehr eine EC- oder Kreditkarte mit sich führen. Es gibt zahlreiche Apps, wie z.B. GooglePay oder ApplePay, mit denen in den meisten Läden bezahlt werden kann. Nun ist es nicht mehr wichtig, Kleingeld für den Parkautomaten dabei zu haben oder sich im Vorfeld einer Auslandsreise mit Fremdwährung zu versorgen. Der Zahlvorgang wurde soweit vereinfacht, dass es nahezu keine Barrieren mehr gibt. Nützlich ist das auch in der Abwicklung von Onlinegeschäften, wie beispielsweise der Bezahlung kostenpflichtiger Apps. Durch das mobile Zahlen hat der Mensch tatsächlich eine Sorge weniger und kann sich auf wichtigere Dinge fokussieren!

Technik, die begeistert – Mobiles Zahlen!

Es ist kein Geheimnis, dass ich persönlich ein großer Freund der digitalen/mobilen Zahlungsabwicklung bin. Ich habe jederzeit einen guten Überblick über meine Finanzen und muss mir außerdem keine Gedanken mehr über ausreichende Versorgung mit Bargeld machen. Da ich absolut begeistert von dieser Technologie bin und auch denke, dass hier ein großes Problem der Menschheit gelöst wurde, habe ich mich dazu entschlossen, in diesen Bereich zu investieren. Ich überlegte nun also, welche Unternehmen vom Trend des mobilen Bezahlens profitieren würden. Letztendlich fiel meine Wahl auf Aktien der Unternehmen Alphabet (Google) und Visa. Alphabet habe ich ausgewählt, weil GooglePay in meinen Augen ein tolles und führendes Produkt ist und Alphabet zudem auch in weiteren interessanten Bereichen (z.B. Quantencomputer, Werbung, Datenanalysen) aktiv ist. Für Visa habe ich mich entschieden, weil es sich dabei um ein etabliertes, traditionsreiches Unternehmen handelt, das weltweit einen hohen Bekanntheitsgrad/Marktdurchdringung aufweist. Zudem ist bei den meisten digital abgewickelten Geschäften auch eine Kreditkarte notwendig, weshalb ich auch langfristig die Nachfrage nach dem Produkt als sehr hoch einschätze. Auch die Fundamentaldaten beider Unternehmen haben mich zum Zeitpunkt der Investition überzeugt. Seitdem bin ich glücklich in beiden Titeln investiert. Natürlich handelt es sich hierbei – wie immer – auf keinen Fall um eine Anlageempfehlung! Vielmehr geht es darum zu verdeutlichen, dass man aus Megatrends durchaus interessante Investitionen ableiten kann.

Fazit: Megatrends wie mobiles Zahlen können Investitionschancen bieten, sollten jedoch auch kritisch hinterfragt werden

Meiner Meinung nach ist es aber essentiell wichtig, Investitionsentscheidungen auch mit einer Portion gesundem Menschenverstand zu treffen. Als mahnendes Beispiel könnte hier der Fall „Wirecard“ genannt werden. Auch Wirecard war/ist im weitesten Sinne im Bereich der digitalen Zahlungsabwicklung aktiv. Ehrlich gesagt habe ich das Geschäftsmodell von Wirecard aber nicht vollumfänglich verstanden. Auf der firmeneigenen Homepage wird von einer intelligenten Financial Commerce Platform gesprochen, mit der Zahlungen akzeptiert und abgewickelt werden können. Weiterhin wird von individuell anpassbaren Payment Lösungen gesprochen. Mag sein, dass ich da vielleicht etwas altmodisch oder auch einfach nur schwer von Begriff bin – verstanden habe ich Wirecard jedoch nicht. Spätestens nachdem die Aktie in den DAX aufgestiegen ist, erfreute sie sich auch bei vielen Privatanlegern größter Beliebtheit. Diejenigen, die ich daraufhin gefragt habe, was Wirecard denn eigentlich macht, haben meistens geantwortet „irgendwas mit digitaler Zahlungsabwicklung“… Ob diese Aussage konkret genug ist, um in ein Unternehmen zu investieren, sollte man noch einmal überdenken. Die Moral von der Geschicht‘ (nach dem dramatischen Absturz der Wirecard Aktie) ist jedenfalls, dass es nicht allein ausreicht, eine attraktive Branche zu identifizieren, sondern man muss trotzdem noch eine wohlüberlegte Investmententscheidung treffen. Dennoch können Megatrends eine gute Ausgangsbasis für die Suche nach attraktiven Investitionsmöglichkeiten sein.

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