In den letzten Jahren kannten die Aktienkurse nur eine Richtung! Seit der Finanzkrise 2008/2009 haben wir einen noch nie zuvor dagewesenen Boom an den internationalen Börsen erlebt. Besonders deutlich wird das Ausmaß beim Blick auf das Chart des MSCI World. Wer im März 2009 10.000€ in den Index investiert hätte, dessen Vermögen würde heute ca. 35.000€ betragen. Das bedeutet eine Wertsteigerung von 350% – bei einer rein passiven Anlagestrategie. Anders ausgedrückt: auch wer sich nach seiner einmaligen Investition überhaupt nicht mehr um sein Investment gekümmert hätte (im Sinne von Aktienauswahl, Rebalancing, etc.), könnte sich über eine satte Wertsteigerung freuen. Die Geldanlage mit passiven Indexfonds (z.B. ETFs) ist also denkbar einfach und kann zu beachtlichen Renditen führen. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass der Aktienmarkt Schwankungen unterliegt. Aktienkurse können dementsprechend auch in sehr kurzer Zeit einen Großteil ihres Kurswertes einbüßen. Wenn das besonders schnell passiert, dann wird gemeinhin von dem „Platzen einer Blase“ oder einem „Börsencrash“ gesprochen.
Wann ist der „richtige“ Zeitpunkt zum Investieren?
Die wohl größte Sorge der meisten Aktienanleger ist es dabei, kurz vor einem solchen Börsencrash eine größere Summe zu investieren und dann in kürzester Zeit herbe Verluste hinnehmen zu müssen. Wenn wir beispielsweise bei dem Chart aus Abbildung 1 bleiben, dann sehen wir, dass 2007 die Aktienkurse verhältnismäßig hoch waren. Wer 2007 10.000€ in den MSCI World investiert hätte, dessen Vermögen hätte zwei Jahr stäter im Jahr 2009 nur noch 4.500€ betragen. Das wäre ein 55%iger Verlust. Das tut weh! Wer allerdings nicht seine Aktien verkauft hätte und einfach investiert geblieben wäre, dessen Vermögen würde heute immerhin knapp 17.000€ betragen. Das entspräche einer Wertsteigerung von 70% in 13 Jahren – durchschnittlich also 4,2% jährlich. Auch damit könnten die meisten Anleger wohl relativ gut leben. Langfristig gesehen, ist das Anlagerisiko bei Aktien also im Grunde genommen überschaubar. Dennoch kann es in Krisenzeiten kurzfristig zu hohen Verlusten kommen, welche langfristig die Performance im eigenen Depot reduzieren können. Im hier aufgeführten Beispiel sehen wir, dass die gleiche Investition (10.000€ in den MSCI World) zu ziemlich unterschiedlichen Renditen führen kann. Der entscheidende Faktor wäre hier der optimale Einstiegszeitpunkt gewesen. Da man aber im Vorfeld nur schwer einschätzen kann, wann der optimale Zeitpunkt für eine Investition ist, könnte man darüber nachdenken, die Bedeutung der Zeitdimension so gut es geht zu reduzieren. Der Durchschnittsanleger könnte dies beispielsweise mit Hilfe eines ETF-Sparplans erreichen. Dabei werden monatlich festgelegte Raten in einen Fonds investiert (siehe Cost-Average-Effekt).
Wird das Corona Virus den nächsten Börsencrash auslösen?
Aktuell stehen wir wieder an einem wichtigen Scheideweg. Das Corona-Virus hat die Aktienmärkte kräftig durcheinander gewirbelt. Anfangs wurde das Ausmaß vielleicht noch etwas unterschätzt, doch inzwischen hat sich Corona zu einem echten Börsenschreck entwickelt. Schlagartig wird uns vor Augen geführt, dass der zunehmend globalisierte Welthandel besonders anfällig für bestimmte Risiken ist. Ein solches Risiko stellt beispielsweise eine unvorhergesehene Epidemie in einem wirtschaftlichen Ballungszentrum, wie China, dar. Wenn die in China erbrachte Wertschöpfung aus der Lieferkette wegfällt, dann hat das globale Konsequenzen. Früher oder später fehlen dann überall auf der Welt für die Produktion notwendige Materialien. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, dann kann der Welthandel temporär zum Erliegen kommen. Die Folge einer solchen Entwicklung wären auch erhebliche Umsatzeinbußen der börsennotierten Unternehmen. Aus Angst vor einem solchen Szenario trennen sich momentan viele Anleger von ihren Unternehmensanteilen. Aus diesem Verhalten ergibt sich dann eine Negativspirale, da das Überangebot an Aktien zu fallenden Kursen führt. Fallende Kurse wiederum verstärken die Sorge der Anleger und sorgen wiederum für vermehrte Verkäufe, wodurch die Kurse noch weiter fallen. Sollte sich das Corona Virus und dessen Auswirkungen als tatsächlich so gefährlich herausstellen, wie von einigen Experten befürchtet, dann könnte es der Auslöser für eine handfeste Wirtschaftskrise sein.
Wirtschaftskrisen können auch als reinigende Gewitter an überhitzen Märkten angesehen werden
Wirtschaftskrisen sind übrigens nichts Ungewöhnliches. In der Geschichte der Börse hat es immer wieder Zeiten gegeben, in denen Aktien innerhalb kürzester Zeit dramatisch an Wert verloren haben. Die Folgen waren teilweise verheerend. Man denke beispielsweise an die große Depression in den 1920er Jahren, die von Historikern oftmals als ein Auslöser für die Machtergreifung der Nazis in Deutschland angesehen wird und somit für ein äußerst dunkles Kapitel der Weltgeschichte verantwortlich war. Weitere große Wirtschaftskrisen gab es zudem in den 1980er Jahren, in den frühen 2000ern und natürlich zuletzt 2008/2009. Wirtschaftskrisen gehören also zum Geschehen an der Börse einfach dazu. Die letzten 13 Jahre, in denen sich die Aktienkurse kontinuierlich positiv entwickelt haben, stellen eine historische Bestmarke dar. Genau aus diesem Grunde gibt es sogar einige Investoren, die eine Krise herbeisehnen, damit die stark gestiegenen Kurse sich auf ein gesundes Niveau korrigieren können. Die Krise könnte sozusagen als reinigendes Gewitter an einem überhitzten Aktienmarkt angesehen werden. Ob das allerdings zeitnah passieren wird, steht in den Sternen. Sehr pessimistische Volkswirtschaftler behaupten sogar, dass eine Krise längst überfällig sei und nur durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken künstlich verzögert werde. Wenn die Nullzinspolitik nicht mehr wirkt, dann fehlt nur noch ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, um eine Krise auszulösen. Dieser Auslöser könnte Corona sein, es kann aber auch alles ganz anders kommen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann darüber nur spekuliert werden.
Fazit
Unabhängig davon, ob wir am Anfang einer Wirtschaftskrise stehen – oder eben nicht – sollte sich jeder seriöse Anleger vorab Gedanken dazu machen, wie er mit einer Krise umgehen würde. Der große Investor André Kostolany empfahl einst Schlaftabletten und viel Geduld. Eine gängige Börsenweisheit besagt sogar dann zu investieren wenn „die Kanonen donnern“, also in Zeiten in denen die Stimmung besonders schlecht ist. Das entspräche dann einem eher antizyklischem Ansatz. Voraussetzung für eine solche antizyklische Strategie wäre es allerdings, genau in den Krisenzeiten über genügend finanzielle Ressourcen zu verfügen. Wer vorher schon sein gesamtes Vermögen investiert hat, dem wird es unter Umständen in Krisenzeiten nicht zur Verfügung stehen… Beim Thema Krisenmanagement gibt es also viele Dinge zu beachten. Wer sich näher damit beschäftigen möchte, dem empfehle ich die folgenden Bücher, in denen Experten ihr Wissen zum Thema Krisen zum Besten geben. Über die richtigen Vorkehrungen kann man sich sicher streiten. Wichtig ist es jedoch einen persönlichen Notfallplan vorbereitet zu haben, um von einer sich anbahnenden Krise nicht „kalt erwischt“ zu werden.