Wie kann ich ETFs miteinander vergleichen? (2/3) *

ETF-Sparpläne erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und sind eine einfache Möglichkeit regelmäßig mit wenig Aufwand in Aktien zu investieren. Jedoch hast du bei der Auswahl eines ETF-Sparplans wie bei vielen Dingen im Leben die Qual der Wahl. In diesem Zusammenhang gehen dir bestimmt ähnliche Fragen wie mir durch den Kopf:

Im ersten Beitrag unserer dreiteiligen Serie sind wir darauf eingegangen, in welche ETFs du überhaupt investieren kannst. Zu Beginn haben wir dir erklärt, dass du mit ETFs in fünf verschiedene Geldanlageklassen investieren kannst (Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Anleihen und Währungen). Im Anschluss haben wir dir gezeigt, dass du ETFs kaufen kannst, welche vier verschiedenen Kategorien von Aktienindizes nachbilden (marktbreite, regionale, branchenbezogene und strategiebezogene). Außerdem sind wir darauf eingegangen, dass du in ETFs von verschiedensten Anbietern investieren kannst. Jedoch spielt der Anbieter bei der ETF-Auswahl eine untergeordnete Rolle. Zu guter Letzt haben wir dir gezeigt, dass du in ETFs investieren kannst, die drei Methoden verwenden, um einen Aktienindex nachzubilden (vollständig, sampling, swap-basiert).

ETFs und die sieben häufig genannte Performance-Faktoren für einen Vergleich

Im zweiten Teil unserer Serie möchten wir darauf eingehen, anhand welcher Faktoren du ETFs miteinander vergleichen kannst. Deshalb stellen wir dir sieben oft genannte Performance-Faktoren für einen ETF-Vergleich vor. Zu diesen Faktoren gehören (1) das Fondsvolumen, (2) die Gesamtkostenquote (TER), (3) die Ertragsverwendung, (4) das Ausgabedatum, (5) das Fondsdomizil, (6) die Fondswährung und (7) die Transaktionskosten.

7 wichtige faktoren für einen etf performance vergleich
7 wichtige Faktoren für einen ETF-Performance-Vergleich

Faktor 1: Das Fondsvolumen

Der erste Performance-Faktor ist das Fondsvolumen. Das Fondsvolumen zeigt dir, wie viel Geld zurzeit in einen ETF investiert ist. Somit beschreibt das Fondsvolumen wie groß ein ETF im Vergleich zu anderen Fonds ist. Wenn du mehrere Fonds zur Auswahl hast, dann solltest du möglichst darauf achten, dass der von dir gewählte ETF ausreichend groß ist. Denn ein Fonds mit ausreichender Größe ist mit höherer Wahrscheinlichkeit rentabel für die Fondsgesellschaft. Deshalb wird ein größerer Fonds mit geringerer Wahrscheinlichkeit von einer Fondsgesellschaft stillgelegt oder mit einem anderen Fonds fusioniert.

Natürlich ist es grundsätzlich nichts Schlimmes, wenn ein Fonds geschlossen oder fusioniert wird. Einerseits bekommst du bei einer Schließung deine Investition ausgezahlt. Andererseits wird bei einer Fusion deine Investitionssumme in der Regel in den neuen Fonds überführt. Jedoch erzeugt eine Fusion oder Schließung für dich zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Bei einer Fusion solltest du nämlich prüfen, ob der neue ETF noch deinen Wünschen entspricht. Bei einer Schließung musst du Arbeit in die Suche eines neuen ETFs stecken.

Faktor 2: Die Gesamtkostenquote (TER)

Der zweite Performance-Faktor bei ETFs ist die Gesamtkostenquote. Die Gesamtkostenquote zeigt dir, wie viel Prozent die Fondsgesellschaft jährlich aus dem Fondsvolumen entnimmt, um die Kosten für dessen Verwaltung zu bezahlen. Typischerweise gehören zu diesen Verwaltungsgebühren die Kosten für die Fondsgeschäftsführung, den Vertrieb, das Portfoliomanagement, Wirtschaftsprüfer, Betriebskosten und sonstige Gebühren. Aus diesem Grund ist die Gesamtkostenquote ein wichtiger Indikator dafür, wie kosteneffizient ein Fonds im Vergleich zu anderen Produkten im Markt ist. Wenn du ETFs miteinander vergleichst, dann solltest du unbedingt darauf achten, dass die Gesamtkostenquote möglichst niedrig ist.

In diesem Zusammenhang haben Studien ergeben, dass bei Aktienfonds die Gesamtkostenquote durchschnittlich zwischen 1,0% bis 2,5% liegt. Wie Paul in einem vorherigen Beitrag erklärt hat, sind die Kosten bei ETFs im Durchschnitt deutlich geringer. Da bei ETFs Aktien gemäß einem vordefinierten Index eingekauft werden, spart man Kosten für das aktive Fondsmanagement. Nehmen wir als Beispiel aktuelle MSCI-World-ETFs, so liegt die Gesamtkostenquote zwischen 0,12% und 0,5% pro Jahr.

Faktor 3: Die Ertragsverwendung

Der dritte Performance-Faktor ist die Ertragsverwendung. Die Ertragsverwendung zeigt dir, ob ein ETF die Gewinne aus Dividenden regelmäßig ausschüttet oder wieder reinvestiert. Bei sogenannten thesaurierenden Fonds werden die Dividenden aus den Aktien reinvestiert. Die Wortherkunft des Begriffes „thesaurierend“ kommt aus der Antike. Ein „Thesauros“ war in der Antike nämlich ein heiliges Schatzhaus, in welchem kostbare Opfergaben und Heiligtümer aufbewahrt wurden. Ähnlich wie der Thesauros bewahrt ein thesaurierender Fonds deine Heiligtümer (in diesem Fall deine Gewinnausschüttungen) für dich auf und reinvestiert diese. Dem thesaurierenden ETFs gegenüber stehen ausschüttende Aktienfonds, bei welchen die Gewinne aus Aktien direkt an dich weitergegeben werden. Das bedeutet, du erhältst bei ausschüttenden Fonds eine direkte Auszahlung der Dividende in dein Depot. Ob du nun einen thesaurierenden oder ausschüttenden ETF wählst ist eher Geschmackssache. Persönlich bevorzuge ich thesaurierende Fonds, weil dieser meine Gewinnausschüttungen direkt reinvestiert und ich so vom Zinseszinseffekt profitieren kann.

Faktor 4: Ausgabedatum

Der vierte Performance-Faktor ist das Ausgabedatum. Das Ausgabedatum zeigt dir, seit wann ein ETF am Markt existiert. Somit gibt das Ausgabedatum einen Hinweis darauf, wie lange ein ETF sich gegen andere Fonds behaupten konnte. Ähnlich wie bei dem Fondsvolumen ist es bei einem älteren Fonds wahrscheinlicher, dass dieser nicht aufgelöst oder fusioniert wird. Jedoch solltest du das Ausgabedatum als einen weichen Performance-Faktor betrachten, welcher im Zusammenhang mit anderen Faktoren steht. Denn wenn ein Fonds länger am Markt besteht, dann wird er sicherlich auch ein höheres Fondsvolumen aufweisen als ein vergleichbarer neuer Fonds. Dies ist logisch, weil Investoren mehr Zeit zur Verfügung hatten, um in diesen zu investieren. Andererseits weisen ältere Fonds im Markt häufig eine höhere Gesamtkostenquote auf. Das hängt damit zusammen, dass Fondsgesellschaften ständig versuchen innovativere ETFs auf den Markt zu bringen, welche noch kosteneffizienter aufgestellt sind, als ihre deutlich älteren Geschwister.

Faktor 5: Fondsdomizil

Der fünfte Performance-Faktor ist das Fondsdomizil. Das Fondsdomizil ist das Land, in welchem der ETF ansässig ist. Es gibt Aufschluss über die Steuergesetze, welchen ein Investmentfonds unterliegt. Aufgrund der stetigen Harmonisierung der Investmentgesetze in Europa sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Staaten aber eher gering. Deshalb ist das Fondsdomizil ebenfalls ein eher weicher Performance-Faktor. Nichtsdestotrotz verweist Gerd Kommer in seinem Buch „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“ darauf, dass das Fondsdomizil eine wichtige Rolle spielen kann. Hier verweist er auf eine seiner Untersuchungen, dass in Irland ansässige Fonds vor dem Hintergrund der Anfang 2015 gültigen DBA-Rechtslage in Bezug auf Quellensteuereffizienz deutschen und Luxemburger Fonds in den typischen Konstellationen tendenziell überlegen sind.

Ergo, wenn alle anderen Kriterien gleich sind, solltest du besser in einen ETF mit Sitz in Irland investieren. Jedoch gilt auch hier zu sagen, dass Steuergesetze´sich über einen langen Zeitraum ändern können und der Vorteil dadurch verschwinden kann.

Faktor 6: Die Fondswährung

Die Fondswährung ist unser sechster Performance-Faktor. Sie gibt dir Auskunft darüber, in welcher Währung ein ETF seine Aktien ein- und verkauft. Die Fondswährung spielt nur im Zusammenhang mit dem sogenannten Währungsrisiko eine Rolle. Ein Währungsrisiko entsteht durch den Wertverlust oder Wertezuwachs einer Fondswährung gegenüber der Währung, in welcher Aktien einkauft werden. Wenn also der Euro als deine Fondswährung gegenüber dem USD an Wert verliert, bekommst du bei einem Aktienkauf weniger Anteile. In diesem Zusammenhang bieten dir viele Fondsanbieter ETF-Produkte an, welche das Währungsrisiko absichern. Diese enthalten oft das Kürzel „hedged“. Jedoch macht es unserer Meinung nach wenig Sinn Währungsrisiken abzusichern. Das liegt daran, dass diese Absicherungen relativ kostspielig sind. Aufgrund dieser Kosten schaffen es währungsgesicherte ETFs über einen langen Anlagehorizont in der Regel nicht besser zu performen als ihre Konkurrenzprodukte.

Faktor 7: Die Transaktionskosten

Unser letzter Performance-Faktor sind die Transaktionskosten für deinen Sparplan. Abhängig von deiner Depotbank bezahlst du nämlich unterschiedlich hohe Transaktionskosten, wenn du einen ETF-Sparplan einrichtest. Deshalb solltest du für deinen Sparplan immer die fälligen Transaktionskosten berücksichtigen und mit anderen Depotbanken vergleichen. Denn es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass dein Wunsch-ETF bei einer anderen Depotbank kostenlos bespart werden kann. In diesem Fall solltest du überlegen, ob du deinen ETF nicht bei einer anderen Bank besparst. Jedoch sei an dieser Stelle eines gesagt: Bei kostenlosen ETF-Sparplänen handelt es sich oft um Aktionsangebote, welche im Laufe der Zeit eingestellt werden. Das heißt, du musst nach dem Aktionsende reguläre Transaktionskosten auf deinen ETF-Kauf bezahlen. Deshalb solltest du abwägen, ob es dir der zusätzliche administrative Aufwand wert ist.

FondsSuperMarkt

Welche Faktoren solltest du also bei einem ETF-Vergleich berücksichtigen?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass du bei einem ETF-Vergleich unbedingt ein Auge auf das Fondsvolumen, die Gesamtkostenquote und die Transaktionskosten für deinen Sparplan legen solltest, da diese drei Faktoren deine Profitabilität langfristig beeinflussen können. Die Ertragsverwendung hingegen ist eher Geschmackssache. Das Ausgabedatum sollte bei deiner Wahl eher eine untergeordnete Rolle spielen, kann aber ein Indikator dafür sein wie lange sich ein ETF schon im Markt behaupten konnte. Ebenso sollten das Fondsdomizil und die Fondswährung eine eher untergeordnete Rolle bei deinem Fondsvergleich spielen. Erst wenn alle anderen Kriterien gleich sind, solltest du einen in Irland ansässigen Fonds wählen, um von Quellensteuervorteilen zu profitieren. Währungsgesicherte Fonds machen unserer Meinung nach wenig Sinn, da die kostspieligen Absicherungen häufig nicht zu einer höheren Rendite beitragen.



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert