Edelmetalle und Rohstoffinvestments kritisch hinterfragen *

Seit jeher übt Gold eine nahezu magische Anziehungskraft auf uns Menschen aus. Schon im 6. Jahrhundert vor Christus wurden Goldmünzen als Zahlungsmittel benutzt. Auch als Material für Schmuck und rituelle Gegenstände findet Gold schon seit Jahrtausenden Verwendung. Man könnte sogar sagen, dass Gold die Weltgeschichte beeinflusst hat. Beispielsweise war die Erbeutung des Goldes der indigenen Völker Süd- & Mittelamerikas eine wesentliche Motivation der Spanier, für die Eroberung und Kolonialisierung des Kontinents. Doch warum messen Menschen dem Gold einen so hohen „Wert“ bei? Ganz nüchtern betrachtet handelt es sich lediglich um ein chemisches Element und befindet sich im Periodensystem der Elemente gemeinsam in einer Gruppe mit u.a. Kupfer und Silber. Man könnte nun behaupten, dass es daran läge, dass Gold einzigartige Eigenschaften besäße. Das mag teilweise stimmen. Gold lässt sich sehr gut bearbeiten und kann auf Grund seiner Korrosionsbeständigkeit besonders gut in der Elektronikindustrie verwendet werden. Ein weiterer Grund könnte in der relativen Seltenheit von Gold zu finden sein. Bisher ist es noch nicht gelungen Gold künstlich herzustellen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Gold nur aus natürlichen Vorkommen gewonnen werden kann. Diese natürlichen Vorkommen wiederum sind sehr begrenzt und es wird immer aufwändiger, das Gold abzubauen. Gold ist also selten und es weißt besonders positive Eigenschaften für bestimmte Anwendungsbereiche auf. Aus dieser Perspektive betrachtet, erscheint es durchaus nachvollziehbar, dass dem Gold ein hoher Preis zugewiesen wird.

Wie kommt der hohe Goldpreis zustande?

Letztendlich stellt sich aber die Frage, ob ein außergewöhnlich hoher Goldpreis tatsächlich gerechtfertigt ist. Aktuell liegt der Preis für eine Unze Feingold bei ca. 1.600$ und ist damit nicht mehr weit von seinem Allzeithoch entfernt. Positive Eigenschaften hin oder her, bei einem derart hohen Preis wird Gold in vielen Bereichen durch andere Materialien ersetzt. Im Bereich der Elektronik ist in den letzten Jahren beispielsweise der Wettbewerbsdruck stark angestiegen und die Verkaufspreise sind gesunken. Wenn Gold nun immer teurer wird, dann wäre es nicht mehr rentabel, dieses massenhaft in Elektronikbauteilen zu verwenden. Dort wo es möglich ist, werden also alternative Ressourcen verwendet. Auch als Zahlungsmittel spielt Gold de facto eine untergeordnete Rolle. Man möge sich nur das erstaunte Gesicht eines Kassierers im Supermarkt oder an der Tankstelle vorstellen, würde man dort statt Euros einen schönen Klumpen Gold auf den Tisch legen. Früher war das in der Tat anders. Auch wenn Münzen aus echtem Gold schon seit längerer Zeit aus der Mode gekommen sind, dann gab es doch zumindest bis in die 1970er Jahre eine auf Gold basierte Währungsdeckung. In den USA garantierte bis 1971 das sogenannte Bretton-Woods-System, dass die US-Notenbank jederzeit im Stande sein müsste, das im Umlauf befindliche Geld gegen Gold einzutauschen und zwar zu einem festgelegten Kurs von 35$ pro Feinunze. Um mehr Geld in Umlauf bringen zu können, hätte die US-Notenbank also zunächst einmal die Gold Bestände erhöhen müssen. Heutzutage gibt es dieses System nicht mehr, was sicherlich auch eine Ursache dafür ist, dass sich die im Umlauf befindliche Geldmenge permanent erhöht.

Was wollen denn die Leute eigentlich mit dem Gold?

Genau das bringt uns nun zum eigentlichen Problem. Auf Grund der seit Jahren anhaltendenden Turbulenzen im Finanzmarkt, fürchten Anleger um ihre Vermögenswerte. Wer heute eine bestimmte Menge an Geld besitzt, der kann sich eben nicht mehr sicher sein, für dieses Geld auch zukünftig noch einen fixen Gegenwert zu erhalten. Konnte man sich früher noch darauf verlassen, für 35$ zumindest eine Unze Gold zu bekommen, so ist nun noch nicht einmal das mehr garantiert. Der Gegenwert des Geldes ist also ein rein ideeller! Die meisten von uns verkaufen ihre Arbeitskraft an einen Arbeitgeber und erhalten im Gegenzug Geld. Der eigentliche Wert des Geldes besteht jedoch in dem Vertrauen, dass man dieses auch gegen Waren, wie z.B. Lebensmittel eintauschen kann. Sollte eines Tages unser Finanzsystem kollabieren, dann wäre es theoretisch möglich, dass wir für unser Geld eben nicht mehr die Waren bekommen, die wir gerne hätten. Um diesem Risiko zu entgehen, sehnen sich Anleger verständlicherweise nach etwas, das einen dauerhaften Wert hat und im Zweifelsfall auch in Krisenzeiten den Wohlstand sichert.

Investitionen in Gold sind mit einigen Nachteilen verbunden

Ich persönlich kann diesen Gedankengang zwar gut nachvollziehen, bin jedoch skeptisch, ob Gold (oder ein anderes Edelmetall) für einen solchen Fall die richtige Anlageform ist. Wie schon erwähnt, weist Gold zwar bestimmte sehr positive Materialeigenschaften auf, kann jedoch unter Umständen auch durch andere Werkstoffe ersetzt werden. Zudem ist es für die Deckung der Staatsfinanzen seit der Abschaffung des Bretton-Woods-Systems auch entbehrlich geworden. Im Grunde genommen bedeutet das also nichts anderes, als dass der Wert des Goldes auch zu großen Teilen rein ideeller Natur ist. Die Menschen vertrauen darauf, dass Gold einen beständigen Wert hat und gegen Waren eingetauscht werden kann. Aber warum sollte das so sein? Genauso gut könnte jedes einigermaßen seltene Metall oder sonstiges Material gesammelt werden, in der Hoffnung, dass es einen beständigen Wert aufweise. Ein weiterer großer Nachteil von Investitionen in Gold ist, dass es sich nicht „vermehrt“. Wenn man eine bestimmte Menge an Gold im Jahr 2020 besitzt und diese nicht eintauscht, dann wird man im Jahr 2030 genau dieselbe Menge besitzen. Wertsteigerungen können also im Grunde genommen nur durch eine Steigerung des Goldpreises erzielt werden, welcher starken Schwankungen unterliegt und – wie gesagt – größtenteils ideeller Natur ist. Ein weiterer Nachteil ist, dass letztendlich in den meisten Fällen das Gold wieder gegen Geld eingetauscht werden müsste, um Waren zu erhalten. Der direkte Tausch von Gold gegen Ware dürfte also schwierig werden. Auch die Lagerung von Gold könnte zum Problem werden. Wer, eine größere Menge davon besitzt, der möchte sich womöglich gegen Diebstahl schützen und muss Geld für Sicherheitsvorkehrungen ausgeben.

Es gibt Alternativen zu einer Investition in Gold!

Eine Investition in Sachgüter kann durchaus Sinn ergeben. Was spräche aber beispielsweise dagegen in Aktien oder Immobilien zu investieren? Aktien sind im Prinzip Unternehmensanteile und damit relativ unabhängig von bestimmten Währungen. Wenn ein Unternehmen langfristig profitabel wirtschaftet, dann wird sich das häufig auch im Aktienkurs widerspiegeln. Sollte es einmal zu einer Währungskrise kommen (z.B. extreme Inflation oder gar Währungsumstellung) dann können Aktionäre dieser Entwicklung relativ gelassen entgegen sehen, denn ihnen kann letztendlich egal sein, in welcher Währung ihre Aktien gehandelt werden. Aktionäre wissen genau, dass ihnen ein bestimmter Anteil eines Unternehmens gehört und solange das Unternehmen existiert werden die Aktien auch einen Gegenwert haben (welcher selbstverständlich ebenfalls Schwankungen unterliegt). Das Beste ist jedoch, dass viele Unternehmen sogar einen Teil ihrer Gewinne an ihre Aktionäre in Form einer Dividende ausschütten. Wer einmal in ein Unternehmen investiert, kann also im Idealfall noch über Jahre hinweg am Gewinn beteiligt werden, ohne etwas von seinen Anteilen eintauschen zu müssen. Hinzu kommt, dass Aktien sehr liquide sind und hervorragend an der Börse gehandelt werden können. Auch die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen gegen Diebstahl halten sich in Grenzen. Ähnlich sieht es bei Immobilien aus. Wer den Finanzmärkten gegenüber eher skeptisch eingestellt ist, der könnte Wohneigentum erwerben. Auch hier gilt, dass es sich mehrheitlich um eine sehr wertbeständige Anlageform handelt. Der Bedarf nach Wohnraum wird wahrscheinlich auch in der Zukunft bestehen, sodass davon ausgegangen werden kann, dass Immobilien auch in der Zukunft einen gewissen Wert haben werden. Außerdem können Immobilien vermietet werden, wodurch für den Eigentümer ein regelmäßiges Einkommen entstehen kann.

Fazit

Investitionen in Gold (oder andere Rohstoffe) bieten nur eine vermeintliche Sicherheit. Gerade bei Gold kann davon ausgegangen werden, dass ein Großteil des ihm beigemessenen Wertes rein ideeller Natur ist. Die Logik ist dabei ganz einfach: Gold hat sich in der Vergangenheit als äußerst wertbeständig erwiesen und könnte dies auch zukünftig sein. Die Zeiten haben sich aber geändert. Goldgedeckte Währungssysteme gibt es nicht mehr. Auch für industrielle Anwendungen ist Gold unter Umständen entbehrlich. Das gilt übrigens für die meisten Rohstoffe. Diese sind so lange wertvoll, wie sie nicht ersetzt werden können. Ändert sich beispielsweise auf Grund von neuen Technologien die Nachfrage nach einem bestimmten Rohstoff (z.B. Öl, Lithium, Wasserstoff), kann dies dramatische Folgen für die Preisentwicklung dieses Rohstoffes haben. Wer unserem Finanzsystem nicht traut und sein Vermögen daher nicht nur in Geldreserven abbilden will, für den könnten hingegen Aktien oder Immobilien sinnvolle Alternativen sein.

2 Gedanken zu „Edelmetalle und Rohstoffinvestments kritisch hinterfragen *

  1. Rina Antworten

    Danke für den interessanten Artikel! Finde es sehr gut, dass du Vor- und Nachteile beleuchtest. Alles genannt was man zu Gold und zu einem Investment darin wissen muss!

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