Private Krankenversicherung – Sie hat einen schlechten Ruf *

In unserem Finanzblog haben wir oft über Möglichkeiten berichtet, das Kapital zu vermehren. Dabei denkt man meistens an finanzielles Vermögen, aber der Begriff des Kapitals umfasst auch andere Aspekte wie Bildung und soziale Kontakte. Aus meiner Sicht ist jedoch die Gesundheit neben den finanziellen Aspekten das wichtigste Kapital. Als Kind erinnere ich mich daran, dass meine Großeltern mir immer „viel Gesundheit“ gewünscht haben. Damals konnte ich die Bedeutung dieses Wunsches vielleicht nicht vollständig verstehen und habe eher auf Geschenke gehofft. Doch je älter wir werden, desto bewusster wird uns, dass die Gesundheit eines der wertvollsten Dinge ist. Oft erkennen wir das aber erst, wenn unsere Gesundheit bereits beeinträchtigt ist. In diesem Blogartikel möchten wir euch dazu anregen, eure Gesundheit aus Sicht eines Investors zu betrachten und die private Krankenversicherung in Betracht zu ziehen.

Was hat Gesundheit mit finanzieller Freiheit zu tun?

Wer finanzielle Freiheit anstrebt, muss nicht unbedingt topfit sein. Allerdings können starke gesundheitliche Beeinträchtigungen die Verfolgung persönlicher Ziele erschweren. Wenn man zum Beispiel nicht arbeitsfähig ist, wird es schwierig sein, den Lebensunterhalt zu verdienen. Ohne Job fehlt oft auch das Geld für Investitionen, was zu einem finanziellen Teufelskreis führen kann. Selbst kleinere gesundheitliche Einschränkungen können erhebliche finanzielle Konsequenzen haben. Kosten für Zahnersatz beispielsweise können den Traum von finanzieller Freiheit weiter entfernt erscheinen lassen. Die Kunst besteht darin, einen angemessenen Mittelweg zu finden. Wenn man den ganzen Tag im Fitnessstudio verbringt und teure Nahrungsergänzungsmittel konsumiert, fehlt Zeit und Geld für Investitionen. Wenn man sich zu sehr gehen lässt (z.B. Alkohol, Tabak, ungesunde Ernährung), können erhöhte Kosten und gesundheitliche Nachteile die Folge sein. Daher ist es wichtig, die Gesundheit zu versichern, genau wie der rationale Investor es mit Dingen tut, die ihm wichtig sind.

Wer würde keine Versicherung abschließen, dessen Leistungen er auf jeden Fall irgendwann einmal benötigen wird?

In vielen Industrienationen kommt man schon (ob man will oder nicht) in den Genuss einer Krankenversicherung. Der Staat verpflichtet uns also gewissermaßen, dass wir uns gegen das Krankheitsrisiko absichern. Grundsätzlich gibt es dabei drei wesentliche Ansätze:

  1. Das Gesundheitswesen wird durch Steuern finanziert (z.B. Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen)
  2. Das Gesundheitswesen wird durch (Pflicht-)Beiträge finanziert (z.B. Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien)
  3. Das Gesundheitswesen ist größtenteils privat finanziert (z.B. USA)

Auch wenn der Staat an dieser Stelle etwas „Gutes“ für uns tut, so sollten wir nicht davon ausgehen, dass es dafür ausschließlich uneigennützige Motive gibt. Vater Staat hat natürlich ein großes Interesse daran, seine fleißigen Arbeiter bei möglichst guter Gesundheit zu halten. Wer in körperlich guter Verfassung ist, der kann grundsätzlich auch arbeiten gehen und somit Steuern zahlen. Außerdem fallen dann aus der Perspektive des Staates weniger Kosten für Sozialleistungen an. Dennoch handelt es sich bei der Krankenversicherung um eine gute Sache, denn (Achtung: Spoileralarm!) wir werden alle irgendwann einmal ärztliche Leistungen in Anspruch nehmen müssen. Für den rationalen Investor gibt es eigentlich keine bessere Ausgangslage, als zu wissen, dass früher oder später definitiv eine Versicherungsleistung in Anspruch genommen wird. Wenn wir bei allen Versicherungen schon wüssten, ob in Zukunft die Versicherungsleistungen in Anspruch genommen werden oder nicht, dann könnten wir eine Menge Geld sparen.

Alle Menschen sind gleich, aber einige sind „gleicher“ 😉

Die Bedeutung der Krankenversicherung für unsere Gesundheit

Bis hierhin wissen wir also, dass die Gesundheit eines unserer wertvollsten Güter ist, wir gesetzlich dazu verpflichtet sind, eine Krankenversicherung abzuschließen und dass früher oder später einmal ein Versicherungsfall eintreten wird. Das heißt, dass wir auf jeden Fall eine Krankenversicherung benötigen – ob wir nun wollen oder nicht (zumindest hierzulande)!

Die Herausforderung der Zweiklassengesellschaft im deutschen Gesundheitssystem

In Deutschland gibt es zudem eine weitere Besonderheit, die oft Gegenstand kontroverser Diskussionen ist. Neben der gesetzlichen Krankenversicherung, die im Grunde genommen für die Versorgung der Gesamtbevölkerung verantwortlich ist, gibt es auch private Versicherungsgesellschaften. Private Versicherungsgesellschaften bieten dabei häufig bessere Leistungen an, wie beispielsweise bevorzugte Terminvergabe beim Facharzt, ein besseres Zimmer im Krankenhaus und höhere Zuschüsse für Zahnersatz. Allerdings wird nur einer verhältnismäßig kleinen Gruppe der Zugang zur privaten Krankenversicherung gewährt. Das Problem sind an dieser Stelle nicht etwa die privaten Versicherungen, die keine weiteren Patienten aufnehmen wollen, sondern vielmehr der Staat, der es vielen Menschen einfach verbietet, sich privat zu versichern. Das „Privileg“ sich privat versichern zu dürfen, steht nämlich in der Regel nur Staatsbediensteten (also Beamten) oder Personen mit einem hohen Einkommen zur Verfügung.

In Deutschland hat sich eine hausgemachte Zweiklassengesellschaft durch die private Krankenversicherung etabliert

Die Kritik am vorherrschenden Gesundheitssystem in Deutschland

Viele Kritiker bemängeln häufig, dass das vorherrschende System in Deutschland eine Art „Zweiklassengesellschaft“ in der Gesundheitsversorgung schafft, indem wohlhabende Menschen bessere Leistungen erhalten. Zugegebenermaßen ist dieses Argument nicht ganz von der Hand zu weisen. Dennoch sei an dieser Stelle erwähnt, dass die gesetzliche Krankenversicherung durchaus ihre Daseinsberechtigung hat, da sie auch Menschen versichert, die unter normalen Umständen Schwierigkeiten hätten, sich einen Versicherungsschutz leisten zu können. Die gesetzliche Krankenversicherung interessiert es nämlich nicht, ob der Versicherte Vorerkrankungen hat oder ob er einen ungesunden Lebensstil führt.

Die Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung

Die Beiträge sind für die meisten Arbeitnehmer gleich und betragen 14,6% des Bruttolohns. Glücklicherweise beteiligt sich auch der Arbeitgeber an etwa der Hälfte der anfallenden Kosten. Das nennt sich dann „Paritätsprinzip“. Wer kein Geld hat (z.B. aufgrund von Erwerbslosigkeit oder Kinder), dem können sogar die Beiträge erlassen werden. Hier zeigt sich der soziale Gedanke, dass die Gemeinschaft sich um den Einzelnen kümmert. Ganz anders läuft es bei den privaten Krankenversicherungen. Wer sich die Beiträge nicht mehr leisten kann, riskiert seinen Versicherungsschutz. Außerdem prüfen die privaten Versicherungsgesellschaften genau, wen sie versichern. Liegt beispielsweise eine chronische Erkrankung wie Diabetes vor, wird die Versicherung wahrscheinlich einen höheren Beitrag verlangen als bei einem gesunden Menschen. Im Gegensatz zu den gesetzlichen Krankenversicherungen müssen private Versicherungen so wirtschaften, dass sie zumindest kostendeckend arbeiten. Bei den gesetzlichen Krankenversicherungen würde notfalls der Staat einspringen, um finanzielle Defizite aufzufangen.

Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen

Das deutsche Gesundheitssystem, das im Allgemeinen sehr gut ist, führt teilweise zu Ungerechtigkeiten. Gut verdienende und gesunde Arbeitnehmer, die Mitglieder der gesetzlichen Versicherung bleiben, finanzieren die Beiträge von Geringverdienern und erhalten dennoch nur die gesetzlich festgelegten Leistungen. Aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive mag dies sozial gerecht sein, da die Wirtschaftlich Stärkeren den Schwächeren unterstützen, damit es allen Menschen gut geht. Allerdings öffnet der Staat den gesunden und wohlhabenden Menschen eine Hintertür. Durch deren Nutzung erhalten sie eine bessere Gesundheitsversorgung zu oft sogar günstigeren Preisen. Dies führt dazu, dass vermehrt Mitglieder, die die gesetzliche Versicherung dringend benötigen (also die gesunden und wohlhabenden), in die private Krankenversicherung wechseln. In der gesetzlichen Versicherung bleiben tendenziell die kränkeren und ärmeren Menschen zurück. Dies führt zu steigenden Kosten und sinkenden Einnahmen für die gesetzliche Krankenversicherung. Langfristig bedeutet dies eine weitere Reduzierung der Leistungen. In der Ökonomie wird dieses Phänomen als „negative adverse Selektion“ bezeichnet.

Wir ändern nichts, aber vielleicht merkt’s ja keiner…

In der Politik gab es zuletzt immer wieder Diskussionen, die das aktuelle Gesundheitssystem kritisch hinterfragen und gleichzeitig die Einführung einer Bürgerversicherung (gesetzliche Krankenversicherung für alle Bürger & Abschaffung der privaten Krankenversicherung) fordern. Persönlich denke ich aber, dass auf absehbare Zeit keine Änderung des Systems erfolgen wird. Die Versicherungswirtschaft hat dafür wohl eine zu starke Lobby. Welche Maßnahmen werden also stattdessen ergriffen? Man versucht den Bürgern die gesetzliche Krankenversicherung schmackhaft zu machen und warnt sogar vor der privaten Krankenversicherung. Vielleicht habt ihr auch schon einmal eines der folgenden Vorurteile über die private Krankenversicherung gehört:

  • Ich kann mir keine private Krankenversicherung leisten
  • Die private Krankenversicherung wird im Alter richtig teuer
  • Wenn es drauf ankommt, dann zahlt die private Versicherung häufig nicht
  • Man kommt nie wieder aus der privaten Krankenversicherung in die gesetzliche Krankenversicherung zurück
  • Wenn man Kinder hat, dann lohnt sich die private Krankenversicherung nicht

Wer sich aber intensiver mit der privaten Krankenversicherung beschäftigt, der wird feststellen, dass die meisten dieser Vorurteile ziemlich leicht zu entkräften sind. In vielen Fällen würden Menschen in der privaten Krankenversicherung deutlich geringere Beiträge zahlen und eine viel bessere Versorgung erhalten. Am deutlichsten wird das bei zahnmedizinischen Behandlungen sichtbar. Während viele private Krankenversicherungen die Kosten für Prophylaxe (z.B. professionelle Zahnreinigung) und auch hochwertigem Zahnersatz (z.B. Keramikkronen oder Implantate) übernehmen, muss der gesetzlich Versicherte mit hohen Zuzahlungen rechnen. Im Extremfall kann das dazu führen, dass für den betroffenen Patienten entweder eine finanzielle Notsituation entsteht oder ein Mangel an Lebensqualität hingenommen werden muss.

Fazit: Wer die Möglichkeit hat, der sollte sich zumindest über die private Krankenversicherung informieren

Die Bedeutung der Gesundheit für die finanzielle Unabhängigkeit

Unsere Gesundheit ist unser größtes Kapital. Wer bei schlechter Gesundheit ist, dem wird es tendenziell schwerer fallen, seinen Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu finden. Glücklicherweise kann man seine Gesundheit versichern, was aus ökonomischer Sicht sehr rational erscheint, denn früher oder später wird jeder Mensch einmal ärztliche Leistungen in Anspruch nehmen. Auch der deutsche Staat hat die Bedeutung eines gut funktionierenden Gesundheitssystems erkannt und daher die Krankenversicherung zur Pflichtversicherung erklärt. In Deutschland besitzt also prinzipiell jeder Mensch Zugang zu medizinischer Versorgung.

Die Wahl zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung

Der Nachteil ist, dass die staatliche Gesundheitsversorgung zunehmend teurer wird, bei immer schlechter werdenden Leistungen (z.B. Zahnersatz). Gutverdiener nutzen daher häufig ihr Privileg des Wahlrechts und entscheiden sich für die private Krankenversicherung, die oft billiger ist und bessere Gesundheitsleistungen verspricht. Um zu verhindern, dass immer mehr Menschen in die private Versicherung wechseln und die Unzufriedenheit in der breiten Bevölkerung steigt, werden daher fadenscheinige Gründe gefunden, die einen Verbleib in der gesetzlichen Versicherung attraktiv und die private Krankenversicherung als zu risikoreich erscheinen lassen sollen. Die Thematik ist allerdings viel zu komplex, als dass hier allgemeingültige Aussagen getroffen werden können. Wer mehr als 60.500€ im Jahr verdient, dem empfehle ich dringend, sich unabhängig und kostenlos von einem Experten beraten zu lassen. Im Internet gibt es dafür zahlreiche Vergleiche.

Vergleiche.



Zahnzusatzversicherung

2 Gedanken zu „Private Krankenversicherung – Sie hat einen schlechten Ruf *

  1. Vera Antworten

    Es ist halt so, dass Menschen im gesunden Alter keine Probleme mit er PKV befürchten müssen. Doch wehe man alt wird und wirklich Leistungen braucht….das muss die PKV einfach mal ändern.

    • Raphael Stange Antworten

      Hallo Vera,

      danke für deinen Kommentar. Hast du denn schon einmal negative Erfahrungen gemacht mit der privaten Krankenversicherung?

      LG

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