Krisen zeigen uns immer wieder auf, wie fragil der vermeintliche Wohlstand ist, an den wir uns im Laufe der Zeit so sehr gewöhnt haben. Ganz nüchtern betrachtet, haben es sich viele Menschen in einem Kartenhaus bequem gemacht, das bei der geringsten Erschütterung in sich zusammen zu brechen droht. Das Problem dabei ist, dass die meisten sich gar nicht darüber im Klaren sind, dass unser Wohlstand täglich zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt ist. Wer also den Status Quo für selbstverständlich erachtet, der begeht womöglich einen großen Fehler. In diesem Beitrag möchten wir dir daher die (aus unserer Sicht) 5 größten Bedrohungen für unseren Wohlstand präsentieren:
1. Soziale und politische Unruhen
Soziale und politische Unruhen gehören schon seit Jahrhunderten zu den klassischen Auslösern dramatischer gesellschaftlicher Veränderungen. Leider lässt sich oft erst in der Retrospektive beurteilen, ob diese gesellschaftlichen Veränderungen eher positiv oder negativ zu beurteilen sind. So hat beispielsweise die Französische Revolution einerseits den Weg geebnet für unser heutiges modernes Verständnis von Demokratie, hat aber andererseits in letzter Konsequenz auch zu Terror, Krieg und wirtschaftlichem Schaden geführt. Ganz unabhängig davon, wie politische und soziale Veränderungen letztendlich historisch bewertet werden, so bringen sie doch die bestehende Ordnung zunächst einmal durcheinander. Die daraus resultierende Verunsicherung wirkt sich auch auf das wirtschaftliche Geschehen aus, da die Vorhersagbarkeit (und Planbarkeit) der wirtschaftlichen Aktivitäten darunter leidet. Aktuelle Beispiele dafür sind die verstärkt nationalistischen Tendenzen in der Europäischen Union (u.a. Brexit), große Flüchtlingsströme, oder unerfahrene/unberechenbare Politiker in Schlüsselpositionen.
2. Aggressive Geldpolitik der Notenbanken
Die Zeiten in denen Geld lediglich ein Hilfsmittel war, um den gegenseitigen und direkten Austausch von Waren überflüssig zu machen, sind lange vorbei. Die sogenannte Geldpolitik ist inzwischen zu einem zentralen Instrument der Steuerung des wirtschaftlichen Geschehens geworden. Geldpolitische Maßnahmen werden dabei in erster Linie über den Leitzins gesteuert. Die Zentralbanken legen also einen bestimmten übergreifenden Zinssatz (Leitzins) fest und regulieren damit einerseits die Kosten für Kredite und andererseits die Inflation und die Guthabenzinsen. Aktuell befinden wir uns de facto in einer Phase der Nullzinspolitik, was bedeutet, dass Kredite extrem billig sind und es für Ersparnisse so gut wie keine Zinsen mehr gibt. Die Konsequenz daraus ist, dass es sowohl für Unternehmen, als auch für Individuen derzeit sehr attraktiv ist, Kredite aufzunehmen. Die Wirtschaft wird dementsprechend geradezu mit Geld geflutet. Sparen lohnt sich auf Grund der fehlenden Zinsen nicht, daher wird das Geld einfach ausgegeben. Der daraus resultierende positive Effekt ist, dass die Wirtschaft belebt wird und letztendlich auch die Arbeitslosenzahlen sinken, wodurch die Wirtschaft abermals angekurbelt wird. Die Kehrseite der Medaille ist, dass eine Senkung des Leitzinses durchaus ein sinnvolles Instrument sein kann, die Wirtschaft zu stützen. Die Wahrheit ist jedoch, dass wir uns seit der großen Finanzkrise 2008 in einer andauernden Niedrigzinsphase (also im zinspolitischen Krisenmodus) befinden. Sollte erneut eine Krise anstehen, gibt es keinerlei geldpolitischen Spielraum mehr. Neben der inflationsbedingten schleichenden Enteignung wird irgendwann einmal der Tag kommen, an dem die angehäuften Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden können.
3. Übermäßiger Kapitalismus und daraus resultierender moralischer Verfall
Heutzutage folgen die meisten Wirtschaftssysteme kapitalistischen Grundsätzen. Man kann davon halten was man will, aber Wohlstand, so wie wir ihn kennen, beruht zu einem großen Teil auf diesen kapitalistischen Prinzipien. Die Grundidee ist dabei, dass Angebot und Nachfrage den Preis für eine Ware bestimmen. Handelt es sich also um ein knappes Gut, welches auf eine starke Nachfrage trifft, so ist mit hohen Preisen zu rechnen. Das System ist daher grundsätzlich sehr logisch und berechenbar. Wer beispielsweise Aktien kauft, der hofft oft auch darauf, dass die Nachfrage nach den eigenen Aktien steigt, sodass diese für einen höheren Preis verkauft werden können. Das Resultat sind Kursgewinne. Dieses Prinzip lässt sich auf alle Waren übertragen. Als moralisch fragwürdig könnte jedoch die Tendenz angesehen werden, dass auch immer mehr überlebensnotwendige Waren nach den Prinzipien von Angebot und Nachfrage gehandelt werden. Wer beispielsweise derzeit mit dem Gedanken spielt, sich ein Eigenheim zuzulegen, der wird schnell feststellen, dass in wirtschaftlichen Ballungszentren Wohnraum nahezu unerschwinglich teuer geworden ist. Nun mag man sich darüber vielleicht ärgern, kann jedoch auf weniger teure Wohngegenden (z.B. im ländlichen Raum) ausweichen. Es gibt also in vielen Fällen Möglichkeiten, ein bestimmtes Gut zu substituieren. Kritisch wird es, wenn es sich um Waren handelt, die der Grundversorgung zuzuordnen sind. Wer sich beispielsweise keine Nahrung oder medizinische Versorgung leisten kann, dessen Leben ist in Gefahr. Hieraus ergibt sich eine moralische Frage. Wann ist Kapitalismus wünschenswert und wann stellt er eine Gefahr dar? Hier gibt es also ein Paradoxon. Einerseits ist der Kapitalismus die Quelle unseres Wohlstandes, andererseits kann übermäßiger Kapitalismus auch eine Gefahr darstellen.
4. Fortschreitende Globalisierung
Bei der Globalisierung kommt es – ähnlich wie beim Kapitalismus – auf die Dosierung an. Grundsätzlich war die Globalisierung in der Vergangenheit ein entscheidender Treiber für die wirtschaftliche Entwicklung. Der zunehmende Entfall von Handelsbarrieren in Verbindung mit günstigen Transportmöglichkeiten, hat dazu geführt, dass Lieferketten immer globaler und komplexer werden. Diese Komplexität kann jedoch auch zur Bedrohung werden. Spätestens die Corona Epidemie hat uns schmerzhaft vor Augen geführt, wie abhängig wir von unseren internationalen Handelspartnern sind. Sollte nun – sei es auf Grund von Naturkatastrophen, Seuchen oder politischen Spannungen – ein wichtiger Handelspartner sich dazu entschließen uns nicht mehr zu beliefern, gerät die Wirtschaft ins Wanken. Globalisierung bedeutet also immer auch Abhängigkeit. Man sollte sich daher ganz genau überlegen, auf welchen Handelspartner man sich verlässt und wie stabil diese Beziehung langfristig sein wird.
5. Irreversible Umweltschäden
Seit der Industrialisierung hat der Mensch unserem Planeten gravierende Schäden zugefügt. Dies äußert sich zum einen in der rückläufigen Artenvielfalt auf der Erde, zum anderen aber auch im sich immer deutlicher abzeichnenden Klimawandel. Das Grundproblem liegt dabei in der Funktionsweise unserer Wirtschaft. Wirtschaftlicher Erfolg ist häufig mit Wachstum assoziiert. Um wachsen zu können, müssen immer neue Kunden akquiriert, bzw. neue Märkte erschlossen werden. Mit wachsenden Produktionsmengen steigt entsprechend auch der Ressourcenbedarf an Rohstoffen und Energie. Viele Rohstoffe wachsen jedoch nicht nach und können auch nur begrenzt recycelt werden. Eines Tages werden sie also nicht mehr zur Verfügung stehen. Ähnlich sieht es mit der Energie aus. Auch hier werden viele nicht regenerative Energiequellen genutzt, die einerseits unwiederbringlich verloren gehen und andererseits den Klimawandel beschleunigen. Egal wie man persönlich zum Thema Umweltschutz steht, kann man jedoch nicht bestreiten, dass es auf einem zerstörten Planeten keinen Wohlstand mehr geben kann.
Du verwechselst Kapitalismus mit Marktwirtschaft. Kapitalismus bedeutet privater Besitz an Produktionsmitteln. Marktwirtschaft bedeutet, dass Angebot und Nachfrage für alle sichtbar auf dem Markt einsehbar sind. Wo ist jetzt Dein Problem ?
Hallo Werner, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich persönlich interpretiere den Begriff „Kapitalismus“ etwas breiter als du. Für mich bedeutet Kapitalismus „eine Form der Wirtschaft und Gesellschaft auf der Grundlage des freien Wettbewerbs und des Strebens nach Kapitalbesitz des Einzelnen.“ Wenn dieses Bestreben dazu führt, dass der Einzelne übermäßig große Mengen eines Gutes ansammelt, das für jemand anders überlebensnotwendig (aber unerschwinglich ist), dann könnte das zumindest aus moralischer Perspektive hinterfragt werden.
Erinnert mich an das Buch „Wenn schwarze Schwäne Junge kriegen: Warum wir unsere Gesellschaft neu organisieren müssen“. Ist auf jeden Fall was dran. Aber: Niemand sollte immer nur daran denken, was alles schlimmes passieren könnte. Dass nichts passiert und alles gut wird, ist stets auch eine Option.
Hallo 🙂 ja, da hast du natürlich Recht. Im Endeffekt, kann auch einfach alles gut gehen. Das ständige Schwarzsehen bringt auch nichts. Ich bin kein Freund von Crash-Propheten etc.. Mir geht es eher daraum aufzuzeigen, dass unser Wohlstand nicht selbstverständlich ist und dass wir wachsam sein sollten, um diesen Wohlstand auch langfristig bewahren zu können.