Es ist eine Geschichte, die vor wenigen Jahren niemand für möglich gehalten hätte. 2018 gibt es in Europa einen außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer. Spätestens jetzt sind viele Experten und die Medien sich einig darüber, dass der Klimawandel endgültig bei uns angekommen ist. Ein 15 jähriges Schwedisches Schulmädchen entschließt sich daher im August 2018 in den Klimastreik zu treten. Zunächst interessiert sich kaum jemand für sie und sie verbringt Tag um Tag allein vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm. Doch dann passiert etwas Erstaunliches. Vereinzelt wird in Lokalzeitungen über sie berichtet und plötzlich findet sie bei den Menschen Gehör. Der Rest ist Geschichte. Weltweit schließen sich seitdem Schüler unter dem Motto „FridaysForFuture“ zusammen und schwänzen kollektiv die Schule. Die kleine Greta Thunberg ist inzwischen zu einer Art Klima-Popstar geworden und mischt das politische Geschehen unserer Zeit gehörig auf. Ganz gleich, ob Donald Trump oder Angela Merkel, an Greta kommt zur Zeit niemand vorbei. Doch was hat das Alles nun mit Investments zu tun? Eine ganze Menge!
Das Phänomen Greta bewegt die Gesellschaft
Man mag von Greta Thunberg halten was man will, aber zweifellos bewegt sie die Menschen. Wohin man auch geht, unterhalten sich die Leute über sie. Dabei gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Es gibt Menschen, die sind voll des Lobes dafür, dass eine junge Frau sich so sehr für die Zukunft unseres Planeten einsetzt. Andere hingegen meinen, dass das Engagement übertrieben ist und aus rein egoistischem Geltungsdrang entstanden ist. Unabhängig von der persönlichen Meinung, die man selbst in dieser Angelegenheit vertritt, ergeben sich für Investoren gewisse Implikationen. Das Thema Klimawandel scheint ein Megatrend zu sein. Mit Megatrends kann man Geld verdienen – und da kommen die (Privat)Investoren ins Spiel. Investoren sind in der Regel auf der Suche nach florierenden Branchen, von deren positiver wirtschaftlicher Entwicklung sie profitieren können. Es gibt dabei allerdings ein großes Problem. Spätestens seit der letzten Finanzkrise, in der viele Menschen eine Menge Geld (oder auch ihren Job) verloren haben, gelten Investoren vielerorts als skrupellose Kapitalisten. Nicht zuletzt hat dies in Deutschland auch dazu geführt, dass die politische Landschaft sich stark verändert hat. Es wurden Gesetze auf den Weg gebracht, die den Aktienhandel weniger attraktiv machen sollen (z.B. Einführung der Kapitalertragssteuer oder Diskussion über die Finanztransaktionssteuer). Auch ist zu beobachten, dass die ehemals großen Volksparteien SPD und CDU/CSU zunehmend an Bedeutung verlieren, während die Grünen, die Linke und auch die AfD in der Gunst der Wähler steigen.
Gibt es eigentlich auch gesellschaftlich akzeptierte Kapitalisten?
Wer also – sei es auf Grund des gesellschaftlichen Drucks oder aus eigener Überzeugung – nicht zu den bösen Kapitalisten gehören will, aus dem könnte ja noch ein „guter“ gesellschaftlich akzeptierter Kapitalist werden. Aber Moment mal… Wie kann man denn ein „guter“ Kapitalist sein?!? Naja, z.B. in dem man in Megatrends investiert, die gesellschaftlich akzeptiert und wertgeschätzt werden. Die „Klimaschutzbranche“ ist ein gutes Beispiel für einen gesellschaftlich hoch angesehenen Industriezweig. Doch nicht nur aus der moralischen Perspektive heraus ist die Klimaschutzbranche interessant, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. Zur Veranschaulichung ist in Abbildung 1 die Entwicklung des jährlichen Umsatzes der Klimaschutzbranche in Deutschland zu sehen. Betrug 2007 der Umsatz lediglich 13,4 Milliarden €, so stieg dieser Wert innerhalb von nur 10 Jahren auf 49,4 Milliarden € im Jahr 2017 an (Quelle: Statistisches Bundesamt; Statista 2019). Der Umsatz der Branche hat sich also fast vervierfacht! Aus Anlegersicht sind diese Werte sehr beeindruckend, da nur wenige Branchen vergleichbar große Wachstumsraten zu bieten haben. Der Grundgedanke ist dabei natürlich, dass bei überproportional großem Wachstum auch große Gewinne winken.
Drei wesentliche Konstrukte machen nachhaltige Investitionen aus
Am Beispiel der Klimaschutzbranche lässt sich nun ein interessanter Gedankengang illustrieren. Wer gerne sein Geld gewinnbringend anlegen möchte, aber gleichzeitig auch viel Wert darauf legt mit seiner Investition etwas Gutes zu tun, für den könnte eine Investition in den Klimaschutz interessant sein. Wenn wir das Ganze etwas weiter abstrahieren, dann werden wir feststellen, dass es in dem hier aufgeführten Beispiel mindestens drei große Konstrukte gibt (Abbildung 2):
(1) Persönliche wirtschaftliche Interessen
(2) Gesellschaftliche Interessen
(3) Wirtschaftlich attraktive Branchen
Investoren, die sich in der Schnittmenge (siehe Abbildung 2) dieser drei Konstrukte befinden, sind eine stetig wachsende Personengruppe. Man spricht hier oft von „nachhaltigen“ (engl.: sustainable) Investitionen. Die hohe Nachfrage nach solchen Investitionen, die den ethischen und moralischen Standards unserer Zeit genügen, hat dazu geführt, dass inzwischen viele Fondsanbieter passende Produkte im Portfolio haben. Die Kunden solcher ethisch korrekten Anlageprodukte sind übrigens nicht nur überzeugte Privatpersonen, sondern teils auch mächtige und große Organisationen. Eine solche Organisation ist beispielsweise die Vatikanbank. Die katholische Kirche verfügt über ein beträchtliches Vermögen und investiert dieses mit Hilfe der Vatikanbank selbstverständlich auch am Kapitalmarkt. Die ohnehin schon in der Kritik stehende Vatikanbank und der Heilige Stuhl würden sich wahrscheinlich keinen Gefallen tun, wenn sie in Unternehmen oder Branchen investieren würden, die nicht den moralischen Standards unserer Zeit genügen. Es könnte den Gläubigen wohl nur schwer vermittelt werden, würde das Geld beispielsweise in die Waffenindustrie investiert werden.
Unser Buchtipp zum Thema nachhaltige Investitionen
Falls ihr euch nun auch für nachhaltige Investitionen interessiert, euch aber nicht sicher seid, wie ihr das am besten umsetzen könnt, habe ich eine Buchempfehlung für euch. Der bekannte Finanzbuchautor Christopher M. Klein (z.B. bekannt aus: „Tag für Tag im Hamsterrad“ oder „Der Hamster verlässt das Rad“) hat ein Buch verfasst, in dem er sich sehr ausführlich mit dem Thema beschäftigt. In dem Buch werden beispielsweise Kriterien für nachhaltige Investitionen erörtert und auch verschiedene Anlageformen vorgestellt. Wer sich nicht allzu sehr mit der Materie beschäftigen mag, für den hält das Buch sogar eine Liste mit konkreten Aktien und Fonds bereit, die als nachhaltig gelten. Besonders interessant ist dabei, dass nicht nur in Aktien investiert werden kann, sondern dass auch beispielsweise Bäume oder Mikrokredite attraktive Anlageprodukte darstellen können, bei denen die Rendite nicht zu kurz kommen muss.
Fazit: Manchmal hilft es das eine zu tun, ohne das andere zu lassen
Unsere Gesellschaft befindet sich aktuell im Wandel und unsere Generation sieht sich mit einer Vielzahl von globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel konfrontiert. Gleichzeitig leben wir in einem hoch industrialisierten Land, in dem es uns wirtschaftlich verhältnismäßig gut geht. Investoren werden jedoch hin und wieder kritisch beäugt oder gar als rücksichtslose Kapitalisten bezeichnet. Wer dennoch sein Geld gewinnbringend anlegen möchte und dabei auch noch etwas Gutes tun möchte, dem steht die Möglichkeit offen, sich mit nachhaltigen Investitionen zu beschäftigen. Wer sich für eine solche Investition entscheidet, der hat die Chance, mit seinem investierten Kapital, etwas Gutes zu tun. In unserer naturgemäß sehr (Aktien)kritischen und skeptischen Gesellschaft wird nämlich eines oft vergessen: Damit sich kostenintensive Industriezweige ungehindert weiterentwickeln können, brauchen sie zunächst eine Menge Kapital, welches sie beispielsweise über Aktionäre einsammeln können.
Ein guter Artikel! 🙂 Ich bin auch der Meinung das die Branche einen GameChanger vertragen kann. Viele der neuen FinTechs sind ja schon dabei hier fleißig die Branche aufzuwühlen und zeigen den alten etablierten Konzernen wie dynamisch und gut Prozesse sowie Produkte sein können. Auch einige Ethik-Banken sind dabei am Start, auch spannend wie diese vorgehen. Wir selbst bringen zudem dieses Jahr auch etwas nachhaltiges auf den Markt, eine Kreditkarte die Bäume pflanzt bei der Benutzung und zudem kostenfrei ist. Man kann Produkte somit auch gut gestalten, es ist nur eine Frage wie viel Profit man machen will. Und wenn Gier nicht Hirn frisst, ist gut und nachhaltig durchaus schick kombinierbar für alle – das wissen wir verifiziert und müssen darüber gar nicht mehr spekulieren. In diesem Sinne, ich freue mich auf alles was 2020 bringen wird – langweiliger wird es sicher nicht 🙂